Heute, Donnerstag, 25. Juni 2009 um 22:20 Uhr gibts auf ARTE die Dokumentation

„Prekär, frei und Spaß dabei!“

Diese Dokumentation zeigt künstlerisches Handeln als verantwortungsbewusste Verbindung zwischen Kunst, Gesellschaftskritik und Politik.
Wiederholungen: 8.07.2009 um 01:35 Uhr und 13.07.2009 um 09:55 Uhr. Regie: Marita Neher.

Gemeinsam ist allen Beteiligten, dass sie aus ihrer persönlichen Situation heraus, jenseits vorgegebener Doktrinen, eine Kunstform entwickeln, in der sie die eigene Prekarität thematisieren und gleichzeitig nach einer Form von solidarischer Gemeinschaft suchen.

„Alle sind aufgefordert, an ihrem Ego zu arbeiten“, lautet ein unausgesprochener Befehl unserer Gesellschaft, „keiner arbeitet an einer Form von Gemeinschaft und einer Vorstellung von Gemeinschaft, sondern alle zersplittern. Jeder arbeitet und bastelt an seiner Karriere, und wenn sie misslingt, dann ist er selbst dran schuld“. Mit diesem Statement bringt der Dramatiker René Pollesch das Thema der Kulturdokumentation mit dem Titel „Prekär, frei und Spaß dabei?“ auf den Punkt. Die Dokumentation zeigt Künstler und Kulturarbeiter, die sich mit unterschiedlichen Formen von Prekarität und deren Suche nach neuen Formen gelebter Solidarität beschäftigen.
„Prekär“ bedeutet in unsicheren Verhältnissen als Bittsteller auftreten zu müssen, auf Unterstützung von Dritten angewiesen zu sein und von seiner Arbeit kaum leben zu können. Künstler gelten seit jeher als Spezialisten für solche sogenannten prekären Lebensverhältnisse. Die Musikerin und Autorin Bernadette La Hengst nennt es „ihren Luxus etwas zu tun, dessen Ausgang sie nicht kennt“. Und für das deutsch-finnische Künstlerpaar Oliver und Tellervo Kochta-Kalleinen besteht die Lust darin, sich ständig neu erfinden zu können, gepaart mit dem Zwang dies tun zu müssen, um auf dem Markt der Aufmerksamkeiten bestehen zu können. Sie sind Gründer der weltweit erfolgreichen Beschwerdechöre, bei denen sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten treffen, um über ihre Sorgen und Nöte gemeinsam zu singen.
Die Kulturdokumentation „Prekär, frei und Spaß dabei?“ zeigt künstlerisches Handeln als verantwortungsbewusste Verbindung zwischen Kunst, Gesellschaftskritik und Politik. Gemeinsam ist allen Beteiligten, dass sie aus ihrer persönlichen Situation heraus, jenseits vorgegebener Doktrinen, eine Kunstform entwickeln, in der sie die eigene Prekarität thematisieren und gleichzeitig nach einer Form von solidarischer Gemeinschaft suchen.
Künstler sind heute Erfinder, Entwickler, Handwerker und Verkaufsstrategen in Personalunion. In diesem Sinne werden sie oft als flexible Prototypen neoliberaler Wirtschaftsmodelle dargestellt.
International agierende Protagonisten wie die dänische Künstlergruppe Superflex oder der Pariser Stargrafiker Gérard Paris-Clavel betonen in ihrer künstlerischen Arbeit, dass das Problem der Prekarität nicht ein Einzelphänomen von Künstlern ist, sondern die ganze Gesellschaft betrifft. Nicht nur in Europa, sondern weltweit.
„Prekär, frei und Spaß dabei?“ ist das erste kulturpolitische Doku-Musical. Die Musik von Christiane Rösinger , Bernadette La Hengst und den Beschwerdechören bildet den musikalischen Rahmen für eine kreative Sinnsuche in unserer heutigen Gesellschaft.